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Die weltweite Pandemielage seit 2019 hat einige der größten logistischen Herausforderungen der kommenden Jahre hervorgebracht. Mangelnde Transparenz in der gesamten Lieferkette erschwert das Management der globalen Logistik. Viele Unternehmen erhalten Daten erst mehrere Tage nach der Auslieferung einer Sendung. Mangelnde Transparenz in der Lieferkette behindert auch die Fähigkeit der Unternehmen, schnell auf veränderte Anforderungen zu reagieren. Eine Lösung für die logistischen Herausforderungen ist die Etablierung einer Flexibilität der Lieferkette durch den vermehrten Einsatz moderner Technologien. In den kommenden Jahren werden mehr Unternehmen auf diese Art von Technologie setzen, um ihre Lieferkette besser kontrollieren und effizienter gestalten zu können. Das sind die größten Herausforderungen, die es so zu überwinden gilt:
Unterbrechungen der Lieferkette
Globale Ereignisse wie der Brexit, der Arabische Frühling oder auch die Klimaerwärmung haben sich bereits auf die Lieferketten ausgewirkt. Doch in den kommenden Jahren werden die Störungen der Lieferketten wahrscheinlich noch gravierender ausfallen – beispielsweise durch Niedrigwasser und Einschränkungen für die Binnenschifffahrt, durch steigende Öl- und Strompreise oder durch Krisenherde und Lieferengpässe. Die drohende Inflation wird diese Probleme wahrscheinlich noch verschärfen. Es kann Jahre dauern, bis diese Störungen behoben sind und sie könnten die Belieferung von Verbrauchern und Unternehmen für Monate oder sogar Jahre beeinträchtigen. Besonders bei importierten Produkten könnte es länger dauern, bis sie ankommen. Das treibt wiederum die Preise.
Ausblick in die nahe Zukunft
Mit zusätzlichem Blick auf die Weihnachtszeit werden die Preise für Kraftstoff, Holz und andere Rohstoffe steigen. Im Interesse der Geschäftskontinuität müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie darauf vorbereitet sind, mehr für diese Rohstoffe zu zahlen, einschließlich der Treibstoffpreise.
Mangel an Lastwagenfahrern
Neben dem Mangel an Lkw-Fahrern in Großbritannien gibt es auch in China Anzeichen für eine Verlangsamung der Wirtschaft. Die chinesische Wirtschaft, die als Indikator für die globale wirtschaftliche Gesundheit gilt, leidet seit letztem Jahr unter einem großen Mangel an Lkw-Fahrern. Dieser Mangel hat sich bereits auf den Überseehandel und die Lieferketten ausgewirkt. Wenn dieser Trend anhält, werden die Logistikunternehmen in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen stehen.
Mangel an anderen Fachkräften
Nicht nur LKW-Fahrer, auch Lageristen und andere Fachkräfte aus der Logistik sind Mangelware. Politik und Wirtschaft begegnen diesem Umstand mit Programmen für die Weiterbildung beispielsweise in der Lagerlogistik, in der IT oder in anderen damit zusammenhängenden Bereichen. Dies ist auch notwendig, um die Logistik fit für die digitale Transformation zu machen, deren Auswirkungen nicht nur in der Industrie spürbar sind, sondern auch den Transport betreffen – bis hin zur Haustür:
Zustellung des letzten Kilometers
Die Bereitstellung von Lösungen für die Zustellung auf der letzten Meile wird eine zunehmend schwierige Aufgabe sein. Da ein Großteil der Menschen in Deutschland in städtischen Gebieten leben, wird sich dieser Trend beschleunigen. Spediteure müssen sich darauf konzentrieren, ihren Service für die letzte Meile zu verbessern und Technologien zur Steigerung der Effizienz einzusetzen. Dazu zählen beispielsweise eine Optimierung der Routenführung, die direkte Interaktion mit dem Kunden bzw. dem zu beliefernden Haushalt oder auch autonome Liefermobile. Vor allem die direkte Interaktion ist aktuell sehr präsent: Verbraucher können bei den großen Lieferdiensten wie DHL, Hermes oder DPD noch bis wenige Minuten vor Lieferzeitpunkt beispielsweise den Ablageort ändern oder den Lieferzeitpunkt verschieben. Liefermobile oder Lieferroboter finden sich in Deutschland allerdings noch kaum – in anderen Ländern wie Finnland ist man hier bereits weiter. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland autonome Fahrzeuge zur Auslieferung von Waren eingesetzt werden.
Überlastung der Häfen
In den letzten Jahren hat sich die Überlastung der Häfen zu einem wichtigen Thema für die globale Lieferkette entwickelt. Die jüngsten Schließungen von Fabriken in China haben jedoch dazu beigetragen, die Überlastung der Hafensysteme etwas zu verringern – sie ist aber nach wie vor präsent. Daher wird die anhaltende Überlastung die Frachtraten Auswirkungen haben, insbesondere für Massengüter. Dies kann vor allem in den kommenden Jahren zu einem größeren Problem werden.
Chinas Null-COVID-Strategie
Die chinesische Regierung hat strenge Maßnahmen zur Erleichterung großer industrieller Operationen und des Transports eingeführt und hält gleichzeitig an ihrer Null-COVID-Logistikstrategie fest. Zwar erlaubten die Behörden „Schlüsselindustrien“, darunter mehrere ausländische Hersteller, den Betrieb wieder aufzunehmen, allerdings erst, nachdem strenge Maßnahmen zur Virenprävention ergriffen worden waren. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, sich mit Waren zu versorgen und Produkte auszuliefern, während andere mit reduzierter Kapazität arbeiten. Darüber hinaus sind viele Industrieparks gesperrt, was zu einem verringerten Frachtfluss führt.
Besonders die Elektronikindustrie ist betroffen
Die Null-COVID-Politik hat die Mobilität stark eingeschränkt, da Waren und Arbeitnehmer daran gehindert werden, Fabriken zu erreichen. Es wird erwartet, dass sich diese Beschränkung auch noch die kommenden Monate negativ auf die Elektronikindustrie auswirken wird. Besonders ersichtlich ist das für Verbraucher am Markt für Grafikkarten oder für Einplatinencomputer wie das Raspberry Pi. Über Monate lag der Preis für Grafikkarten deutlich über der unverbindlichen Preisempfehlung, der Preis des Raspberry Pi 4 liegt nach wie vor ein Vielfaches über dem Preisniveau vor der Pandemielage – das betrifft sogar ältere Modelle wie das Modell 3B. Trotz des hohen Preises ist es schwierig, überhaupt einen der Einplatinencomputer zu bekommen, ohne Wochen darauf zu warten.
Indirekter, aber in deutlich größerem Maßstab, lässt sich speziell die Lieferkettenproblematik in der Elektronikindustrie auch im Maschinen- und Anlagenbau sehen. Hersteller von 3D Druckern, CNC-Maschinen oder Industrieanlagen müssen bei Platinen und Steuerungen mit mehreren Monaten, manchmal über ein Jahr Lieferzeit rechnen. Vor der Pandemielage waren wenige Tage, manchmal Wochen, üblich.
Keine Besserung in Sicht
Im Gegensatz zu Europa und anderen Ländern hat China hat seine COVID-Beschränkungen noch nicht gelockert: Treten Fälle auf, werden im Zuge der Null-COVID-Strategie ganze Stadtteile, manchmal komplette Städte, abgeriegelt. Die Regierung hat wiederholt auf ihre Null-COVID-Politik hingewiesen, die zu einer Unterbrechung der Lieferkette geführt hat. Die Politik hat jedoch das Potenzial, die Kapazitäten im Gesundheitswesen zu verbessern und COVID-Ausbrüche zu reduzieren. Solange die chinesische Regierung an ihrer Null-COVID-Politik festhält, wird es weiterhin zu Unterbrechungen der Lieferkette kommen.
Zusammenfassung
Am stärksten leidet die Logistik seit Beginn der COVID Pandemielage durch die damit verbundenen Einschränkungen hinsichtlich der Warenproduktion und der Zugänglichkeit von Lieferknoten im Logistiknetzwerk – von Häfen und Flughäfen bis hin zur Haustür. Dies hat zu Verwerfungen in einem komplexen weltumspannenden Wirtschaftssystem geführt. Verstärkt wird dies durch andere Krisen wie den Ukraine-Konflikt oder scheinbar kleine aber schwerwiegende Unfälle wie die Blockade des Suez-Kanals durch ein stecken gebliebenes Containerschiff. Während manche dieser Krisen sich gerade entspannen oder schon gelöst sind, bleiben deren Auswirkungen noch über Monate oder länger spürbar – denn ein derart komplexes Netzwerk die die globale Logistik erholt sich nicht binnen kurzer Zeit. Hinzu kommen Krisen, die gerade erst beginnen, ihre Wirkung zu entfalten: Die Inflation zum Beispiel oder die Klimaerwärmung. Logistikunternehmen müssen ihre Lieferketten und Geschäftsmöglichkeiten in Zukunft flexibler gestalten.